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Thema: Schatten der Wölfe Di Jun 12, 2012 12:55 am
in der schule hatten wir die aufgabe, zu einem bild eine geschichte zu schreiben. sie sollte eigentlich nur maximal 4 seiten lang werden. doch ich konnte mich einfach nicht zurückhalten und hab 12 seiten geschrieben (per hand) xD. nun, jetzt wollte ich das ergebnis mal hier reinstellen und hören, was ihr dazu sagt. viel spaß beim lesen^^ und keine sorge, da kommt noch mehr^^
Spoiler:
Schön war es hier. Ich streckte mein Gesicht zum Himmel und genoss die Wärme der Sonne und das Zwitschern der Vögel. Es war ein wunderschöner sonniger Frühlingstag und ich schlenderte durch den Wald. Als ich meinen Kopf zur Seite drehte, fiel mein Blick auf einen kleinen Strauch, an dessen Äste die Triebe neuer Knospen zu sehen waren. Es ist wunderbar, wie sich das Leben Jahr für Jahr erneuert, dachte ich. Tief in Gedanken versunken, lies ich die Äste durch meine Finger gleiten. Plötzlich durchschnitt ein klägliches Heulen den Wald und die Vögel verstummten. In der Stille, die nun aufkam, konnte ich ein leises Winseln hören. Schnell schlich ich mich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Was auch immer es war, es klang wie ein Tier in Not. Wovor sollte ich mich also fürchten? Trotzdem lugte ich vorsichtig durch den Holunderstrauch, der den Wald von einer kleinen Lichtung abgrenzte. Ich konnte eine schöne Wiese sehen, auf der sich langsam die Knospen wilder Blumen entfalteten. Ein gelber Schmetterling flatterte dicht über dem Boden, auf der Suche nach dem ersten Nektar. Und dort, auf der anderen Seite der Lichtung, unter einer großen Eiche, war er.
Spoiler:
Ich erschrak, als ich den Wolf im Schatten der Eiche entdeckte und duckte mich schnell hinter den Holunder. Ich atmete tief ein und versuchte, meine zitternden Hände zu beruhigen. Es ist nur ein Wolf, sagte ich mir. Meine Eltern hatten mich vor Wölfen gewarnt und ich hatte dann immer gedacht, dass Wölfe nicht so schlimm sein konnten. Doch die Geschichten meiner Eltern haben anscheinend Spuren hinterlassen. Ich versuchte mich weiter zu beruhigen, indem ich mir sagte, dass Wölfe auch nicht anders als Hunde wären. Und ich mochte Hunde. Mit weichen Knien stand ich auf und trat auf die Lichtung hinaus. Der Wolf drehte seinen Kopf in meine Richtung und schaute mir direkt in die Augen. Er war noch nicht besonders alt; vermutlich ein junger Wolf auf der Suche nach einer Partnerin. Trotzdem glaubte ich in seinen Augen Weisheit und Klugheit zu sehen und ich erkannte, was für stolze und unbändige Tiere Wölfe waren. Auf einen Schlag verschwanden alle Ängste in mir und ich empfand nur noch tiefen Respekt. Doch da war noch etwas in seinem Blick. Es sah aus wie…Schmerz. Verwundert musterte ich ihn und entdeckte eine Drahtschlinge um seine Pfote. Der Wolf leckte einmal darüber, dann sah er mich wieder an. Doch sein Blick war jetzt flehend, als wüsste er, dass ich ihm nichts tun würde, ihn aber befreien könnte. Ich zögerte kurz, dann kam ich langsam auf ihn zu und versuchte instinktiv, ihn mit freundlichen Worten zu beruhigen. Er zeigte keine Anzeichen von Aggression; beobachtete mich nur. Genauso schaute ich ihn aufmerksam an, versuchte seine Stimmung einzusetzen und dachte über jede Bewegung von mir nach, bevor ich sie machte. Nach einem Zeitraum, der mir wie Stunden vorkam, war ich endlich bei ihm. Ganz langsam kniete ich mich hin und streckte die Hand vorsichtig nach ihm aus. Der Wolf schien ebenfalls unsicher zu sein, als er mir seinen Kopf entgegenstreckte und an meiner Hand schnupperte. Dann senkte er den Kopf fast bis zum Boden, legte die Ohren an und winselte. Er schien mir zu vertrauen, ich konnte es kaum glauben. Natürlich war ich immer noch vorsichtig, als ich seine Pfote in meine Hand nahm und sie mir ansah. Ich sog scharf die Luft ein, als ich sah, dass sich die Schlinge schon tief in sein Bein gegraben hatte. Das graue Fell war an dieser Stelle mit Blut getränkt. Meine Hände begannen wieder leicht zu zittern, als ich meine Finger unter den Draht schob und ihn lockerte. Der Wolf zuckte dabei vor Schmerz zusammen, zog seine Pfote jedoch nicht weg. Ich streifte die Schlinge langsam über die Pfote und lies sie dann los. Er versuchte, sie auf dem Boden aufzusetzen, zuckte jedoch wieder zusammen, riss sie schnell wieder hoch und winselte leise. Es war nicht zu übersehen, dass es ihm Schmerzen bereitete. Ich sah ihn an und vor Mitleid zog sich mir das Herz zusammen. Auf einmal kam mir eine verrückte Idee.